Karl-Otto Apel (de) life and biography

Karl-Otto Apel (de) picture, image, poster

Karl-Otto Apel (de) biography

Date of birth : 1922-03-15
Date of death : -
Birthplace : Düsseldorf, Deutschland
Nationality : Deutscher
Category : Science and Technology
Last modified : 2011-10-11
Credited as : Philosoph, ,

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Karl-Otto Apel ist ein deutscher Philosoph. Er ist ein Vertreter der Diskursethik sowie einer sprachpragmatischen, intersubjektiven Transzendentalphilosophie (Transzendentalpragmatik).

Leben

Apel habilitierte sich 1961 an der Universität Mainz, war von 1962 bis 1969 ordentlicher Professor für Philosophie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, von 1969 bis 1972 ordentlicher Professor für Philosophie an der Universität Saarbrücken und von 1972 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1990 ordentlicher Professor für Philosophie an der Universität Frankfurt am Main.

Apels Philosophie ist zum einen durch eine Verbindung von sprachanalytischer (Ludwig Wittgenstein, Charles S. Peirce) und hermeneutischer Philosophie (Martin Heidegger) gekennzeichnet und ist zum anderen durch die Abwehr relativistischer Positionen, insbesondere in der Ethik geprägt. Apel hat auch bedeutende Arbeiten zur Geschichte der Sprachphilosophie vorgelegt.

Transformation der Transzendentalphilosophie und Letztbegründung

Apel strebt eine „Transformation der Philosophie" (so der Titel seines Hauptwerkes) an, will aber zugleich den grundsätzlichen Standpunkt der Transzendentalphilosophie beibehalten: der Ausgang vom Subjekt müsse zugunsten einer intersubjektiven Perspektive überwunden werden, ohne dass die von Immanuel Kant gewonnen Einsichten in die unhintergehbaren Konstitutionsbedingungen der Objektivität verloren gehen sollen. Anstelle der bei Kant in der subjektiven Vernunft verwurzelten apriorischen Annahmen geht Apel vom „Apriori der Kommunikationsgemeischaft" aus: In der Reflexion auf die in jeder Diskurssituation immer schon vorausgesetzten Diskursbedingungen zeige sich ein auch für die philosophische Debatte unhintergehbares Apriori. Diese Voraussetzungen lassen sich nach Apels Ansicht als letztbegründete Diskursnormen betrachten: Jeder Versuch, sie explizit zu bestreiten, setzt sie implizit voraus. Apel kennzeichnet somit sein Letztbegründungskonzept wie folgt: Sätze sind letztbegründet, wenn sie a) nicht bewiesen werden können, ohne selbst vorausgesetzt zu werden und sie b) nicht bestritten werden können, ohne zugleich als gültig angesehen zu werden. Durch diese zweite Bedingung, der Vermeidung eines performativen Widerspruches liege in jenem Argument kein Zirkelschluss vor. Zugleich sei jener Widerspruch performativer oder pragmatischer Natur, er stamme nicht aus dem subjektiven Denken, sondern aus dem Akt des intersubjektiven Gesprächs, so dass sich für Apel die Intersubjektivität als unhintergehbare Bestimmung menschlichen Denkens und Handelns ergibt.

Diskursethik

Apel versucht mit diesem „Letztbegründungs-Kriterium" grundlegende Diskursnormen zu rechtfertigen und somit eine Diskursethik zu entwickeln, wie sie in abgeschwächter Form - d.h. ohne Letztbegründungsanspruch - auch von Jürgen Habermas vertreten wird. Die ethischen Prinzipien sollen dabei nach Apel aus den in jeder Diskussion um jede Ethik, ja auch um den ethischen Nihilismus immer schon vorausgesetzten Annahmen gewonnen werden. Jeder philosophische und ethische Ansatz appelliere an das Kriterium der objektiven Verbindlichkeit und Wahrheit der eigenen Aussage, so dass die Verbindlichkeitsanforderung und die Wahrheitsfähigkeit nach Apel nicht vernünftig in Frage gestellt werden können. Ziel Apels ist hierbei die Abwehr des ethischen Nihilismus und die Rückkehr zu einer objektiven und rationalen Ethik, die das „Paradoxon" der Gegenwart überwinden soll. Apel sieht in der Trennung zwischen objektivem Faktenwissen der Einzelwissenschaften und der Privatheit und Beliebigkeit ethischer Überzeugungen eines der Hauptprobleme der Moderne, aus dem die Diskursethik einen Ausweg darstellen soll.

Das Apriori der Argumentation

Das zentrale Anliegen der Diskursethik Apels ist die Letztbegründung ihrer zugrunde gelegten ethischen Prinzipien. Zu diesem Zweck strebt er eine „Transformation der Kantischen Position" in Richtung einer „transzendentalen Theorie der Intersubjektivität" an. Von dieser Transformation erhofft er sich eine einheitliche philosophische Theorie, die eine Überbrückung des Gegensatzes von theoretischer und praktischer Philosophie leisten kann.

Nach Apels Ansicht setzt jeder, der argumentiert, immer schon voraus, dass er im Diskurs zu wahren Ergebnissen gelangen kann, dass also Wahrheit grundsätzlich möglich ist. Eine ebensolche Wahrheitsfähigkeit setze der Argumentierende von seinem Gesprächspartner voraus, mit dem er in den Diskurs eintritt. Dies bedeutet in der Sprache Apels, dass die Argumentationssituation für jeden Argumentierenden unhintergehbar sei. Jeder Versuch ihr zu entfliehen sei letztlich inkonsistent. Apel spricht in diesem Zusammenhang von einem „Apriori der Argumentation":

„Wer nämlich überhaupt an der philosophischen Argumentation teilnimmt, der hat die soeben angedeuteten Voraussetzungen bereits implizit als Apriori der Argumentation anerkannt, und er kann sie nicht bestreiten, ohne sich zugleich selbst die argumentative Kompetenz streitig zu machen"

Selbst derjenige, der die Argumentation abbricht, will nach Ansicht Apels damit etwas zum Ausdruck bringen:

„Auch wer im Namen des existenziellen Zweifels, der durch Selbstmord sich verifizieren kann … das Apriori der Verständigungsgemeinschaft zur Illusion erklärt, bestätigt es zugleich dadurch, daß er noch argumentiert"

Jemand, der auf eine argumentative Rechtfertigung seiner Handlung verzichten will, zerstöre sich letztlich selbst. In theologischen Begriffen gesprochen könnte man daher sagen, dass selbst „der Teufel nur durch den Akt der Selbstzerstörung von Gott unabhängig gemacht werden kann"

Reale und ideale Kommunikationsgemeinschaft

Nach Ansicht Apels wird mit der Unhintergehbarkeit der rationalen Argumentation auch eine Gemeinschaft der Argumentierenden anerkannt. Die Rechtfertigung einer Aussage sei nämlich nicht möglich, „ohne im Prinzip eine Gemeinschaft von Denkern vorauszusetzen, die zur Verständigung und Konsensbildung befähigt sind. Selbst der faktisch einsame Denker könne seine Argumente nur insofern explizieren und überprüfen, als er im kritischen ‚Gespräch der Seele mit sich selbst' (Platon) den Dialog einer potentiellen Argumentationsgemeinschaft zu internalisieren vermag" Das setze aber die Befolgung der moralischen Norm voraus, dass alle Mitglieder der Argumentationsgemeinschaft sich als gleichberechtigte Diskussionspartner anerkennen.

Diese notwendig vorauszusetzende Argumentationsgemeinschaft kommt nun bei Apel in zwei Gestalten ins Spiel:

als reale Kommunikationsgemeinschaft, deren Mitglied man „selbst durch einen Sozialisationsprozess geworden ist"
als ideale Kommunikationsgemeinschaft, „die prinzipiell imstande sein würde, den Sinn seiner Argumente adäquat zu verstehen und ihre Wahrheit definitiv zu beurteilen"

Aus der notwendig vorausgesetzten Kommunikationsgemeinschaft in ihren beiden Varianten leitet Apel zwei regulative Prinzipien der Ethik ab:

„Erstens muss es in allem Tun und Lassen darum gehen, das Überleben der menschlichen Gattung als der realen Kommunikationsgemeinschaft sicherzustellen, zweitens darum, in der realen die ideale Kommunikationsgemeinschaft zu verwirklichen. Das erste Ziel ist die notwendige Bedingung des zweiten Ziels; und das zweite Ziel gibt dem ersten seinen Sinn, - den Sinn, der mit jedem Argument schon antizipiert ist"

Nach Apel sind also sowohl die ideale als auch die reale Kommunikationsgemeinschaft a priori zu fordern. Für Apel stehen die ideale und reale Kommunikationsgemeinschaft in einem dialektischen Zusammenhang. Die Möglichkeit, ihren Widerspruch zu überwinden, sei a priori vorauszusetzen. Die ideale Kommunikationsgemeinschaft sei als das Ziel, auf das es hinzuarbeiten gelte, in der realen Kommunikationsgemeinschaft schon als deren Möglichkeit präsent.

Hermeneutik und Sprachkritik

Apel kann als einer der ersten deutschen Philosophen gelten, die die bis dahin getrennten und gegensätzlichen Strömungen der an Heidegger anknüpfenden hermeneutischen Philosophie und der sprachanalytischen Philosophie im Gefolge Wittgensteins verbunden haben. Apel versucht durch eine Kritik sowohl an Heidegger, dem er Logosvergessenheit vorwirft, als an Wittgenstein, dessen Tractatus er als selbstwidersprüchliche Grenzziehung der Vernunft ansieht, nicht nur die Unterschiede, sondern die Gemeinsamkeiten beider Strömungen zu erfassen. So sei sowohl Heideggers als auch Wittgensteins Philosophie durch eine Überwindung oder 'Verwindung' der Metaphysik gekennzeichnet. Beide Richtungen zielen auf die pragmatische Lebenswelt, wie dies bei Heidegger durch den Vorrang der Zuhandenheit über die theoretische Vorhandenheit zum Ausdruck kommt. In eben jene Richtung gehe auch die Sprachspielanalyse Wittgensteins. Indem die Pragmatik und die Sprache als intersubjektive Struktur bei beiden Denkern eine zentrale Rolle spielen, sei der Übergang zur Philosophie der Gegenwart als Philosophie der Intersubjektivität in beiden Fällen vollzogen. Ausgehend von einer Auseinandersetzung mit diesen beiden philosophischen Richtungen versucht Apel in seiner transzendentalen Hermeneutik zwischen den Modellen des Welterklärens der Naturwissenschaften und des Weltverstehens der Geisteswissenschaften zu vermitteln.

Kritik

Ein wesentlicher Einwand gegen Apels und auch andere ähnliche Letztbegündungkonzepte beruht auf der Schwierigkeit Sätze mehr oder weniger unabhängig von ihrem Kontext zu bewerten. Dem stehen mehrere in der Philosophie vertretene Standpunkte entgegen. Beispielsweise besagt etwa die Duhem-Quine-These explizit, dass Sätze nie isoliert bewertet werden, oder nach Thomas Kuhn gehen in Theorien immer auch (teilweise unbewusste) Grundannahmen ein, welche für die Interpretation und Bewertung der einzelnen Sätze wichtig sind.

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